Wer in Dülmen was wählt…
Die Bundetagswahl ist vorbei. Doch wer als Bundeskanzler auf Angela Merkel folgt, ist immer noch ungewiss.
Die Zeiten, in denen die Bürgerinnen und Bürger über Jahre immer die gleiche Partei wählten sind für die allermeisten vorbei. Die großen Volksparteien gibt so nicht mehr. Das ist nun gerade für die CDU ein echtes Problem, zumal sie sich vom Selbstverständnis immer als Volkspartei gesehen hat und heute noch sieht.
Das Spektrum der Parteien ist entsprechend größer geworden und ebenso die Koalitionsmöglichkeiten. Sicher gibt es Menschen, die immer CDU, SPD, Grüne oder FDP wählen und eine „sichere Bank“ für die Partei sind. Das ändert nichts daran, dass die Pateienbindung abgenommen hat.
Jede Partei hat ihr eigenes Profil, von eher traditionell-konservativ bis modern und hedonistisch. Von eher Arbeitgeberfreundlich bis Arbeitnehmernah. Das Profil einer Partie zieht damit bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders an.
Das Sinus-Insitut hat die Anziehungskraft der Parteien für die Bevölkerung untersucht. Die Ergebnisse wurden im Mai diesen Jahres veröffentlicht und sind für die Parteien eher ernüchternd, gleichzeitig spiegeln sie die Ergebnisse der Bundestagswahl wieder.
Der gesellschaftlich Wandel macht eben vor den Parteien nicht Halt. Den Parteistrategen bereitet es natürlich Sorge, wenn die Stammwählerschaft kleiner wird.
Dass die CDU im Kreis Coesfeld so stark ist, verwundert nicht, denn nach der Untersuchung des Sinus Milieus punktet die CDU bei konservativen Milieus und bei Älteren.
In Münster sieht die Sache schon anders aus, da sind die Grünen stark, denn in Münster gibt es viele moderne und jüngere Milieus. Das Ergebnis der Bundestagswahl war denn auch so, dass die Grünen zum ersten Mal das Direktmandat holen.
Bislang galt immer die Meinung, Wahlen werden in der Mitte gewonnen. Doch wenn diese Mitte in CDU / SPD und Grüne / FDP gespalten ist, dann werden die Wahlen woanders gewonnen. Und das ist der eigentliche Paukenschlag.
Wahlen werden nicht mehr in der bürgerlichen Mitte gewonnen, sondern in den modernen Milieus und da sind besonders die Grünen und die FDP stark! So konnten beide Parteien besonders bei den Erstwählern und den Jüngeren Stimmen gewinnen. Hier hat besonders die CDU verloren.
Die CDU/CSU war immer bei konservativ eingestellten Menschen und den Älteren stark, wie die Grafik zeigt. Je Jünger und moderner die Menschen sind, desto stärker werden die Grünen.
Was bedeutet das nun für Dülmen?
Das expeditive Milieu (in der Grafik oben rechts) wird in den kommenden Jahren mehr an Einfluss in unserer Gesellschaft gewinnen, weil es über beträchtliche finanzielle Mittel verfügt und sehr gut ausgebildet ist. Konservativ-Etablierte haben in den 1970 und 1980 Jahren den Grundstein für wirtschaftlichen Erfolg gelegt und haben in 1990er Jahren die Verantwortung an ihre Kinder, die Liberal-Intellekturen und Perfomer weitergegeben. Der nächste Generationenwechsel folgt nun, die Expeditiven kommen.
Dieses Milieus wird die politische, wirtschatliche und kulturelle Zukunft im Kreis Coesfeld entscheidend prägen. Es sind Kinder von erfolgreichen Familienunternehmen, Kinder ihrer beruflich erfolgreichen Eltern. Wenn die Generation der Babyboomer in den nächsten Jahren in Rente geht, sind sie es, die die „Macht“ erhalten werden. Sie sind jung, innovativ und verfügen über sehr gute finanzielle Rahmenbedingungen.
Dieses Milieu gibt es auch in Dülmen. Sie pendeln mit dem Zug nach Münster oder ins Ruhrgebiet, weil sie dort studieren oder eine duale Ausbildung absolvieren. Dülmen wird für dieses Mileu immer attraktiver, denn der neu gebaute Bahnhof ist für sie attraktiv duch die schnellen Zugverbindungen! Und die Ausdehnung des VRR von Sythen nach Dülmen wird diesen Effekt verstärken.
Auch das adaptisch-pragmatische Milieu, die jungen Familien wird in Dülmen stärker. Einen Zuzug junger Familien, die in Dülmen bauen wollen, weil die Preise dort erschwinglicher sind als in Haltern oder gar Münster, gibt es jetzt schon. Ihnen kommt die verkehrstechnisch günstige Lage sehr entgegen.
Die Kintertagesstätten, die Schullandschaft, das EinsA, die Gastronomie (Extrablatt…) oder H+M bieten für junge Famlien günstige Rahmenbedingungen. Warum also nicht den Lebensmittelpunkt nach Dülmen verlegen?
…und die Parteien in Dülmen
Die politische Landschaft in Dülmen wird sich in den kommenden Jahren weiter verändern und es dürfte eher unwahrscheinlicher werden, dass die CDU eine absolute Mehrheit erringen wird.
Nun sind Parteien durchaus anpassungsfähig. Auf kommunalen Ebene sind besonders die politischen Gesichter von großer Bedeutung. Bei Bürgermeisterwahlen erst Recht.
Und auch wenn nur wenige in die Wahlprogramme schauen. Das Wahlprogramm führt dazu, ob die Menschen einer Partei zutrauen, dass sie ihre Themen glaubwürdig vertreten.
Sicher ist, das Klimawandel, Verkehrswende, Bildung und Famlie jüngeren modernen Milieus besonders wichtig sind.
Wir dürfen also gespannt sein, ob es der CDU und SPD gelingt, jüngere Wählerschichten in Dülmen anzusprechen. Grüne und FDP haben es da aktuell leichter bei den Jüngeren und modernen Milieus zu punkten.