Corona und die Folgen…
Es gibt Menschen, die sehen ein zur hälfte gefülltes Glas als halbleer an. Andere dagegen freuen sich darüber, dass es noch halb voll ist. Das Beispiel zeigt, wir sehen die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven. Für die einen ist die Corona Pandemie einfach nur schrecklich, die Regelungen werden als Einschränkung der Grundrechte gesehen, andere sehen darin auch die Chance, neues auszuprobieren, sich zu besinnen, spazieren gehen, lesen, mit anderen telefonieren….
Mache mögen den Satz „In jeder Krise steckt eine Chance“ nicht hören, dadurch verliert er nicht an Wahrheit. Unser ganzes Leben steckt voller Krisen. Krisen helfen uns zu wachsen. Die Corona-Pandemie ist eine große Krise. Aber: Innerhalb eines Jahre nach Ausbruch wurde ein Impfstoff entwickelt, der wirkt. Wir haben in Deutschland ein Gesundheitssystem, das bei aller Kritik, funktioniert. Die Politik unterstützt mit Milliarden die Wirtschaft. Natürlich läuft nicht alles rund, es gibt enorme Probleme und vieles könnte schneller sein.
Wir brauchen Geduld! Klingt etwas altertümlich und meint etwas ertragen zu können und zu warten. Das passt nun so gar nicht in unsere digitale Welt, in der alles immer schneller und besser und innovativer sein soll und muss.
Wir sehen die Dinge eben (Beispiel Glas) aus verschiedenen Perspektiven. Das macht das Leben so interessant, die Kommunikation untereinander mitunter anstrengend, und manchmal unmöglich.
Die verschiedenen „Wahrheiten“ nehmen die Medien gerne auf und je nach politischer Richtung sowie der inhaltlichen Ausrichtung (eher konservativ, liberal, links) werden gesellschaftlichen Entwicklungen eingeordnet. Grob betrachtet lassen sich dabei die Medien in Qualitätsmedien und Boulevardmedien unterteilen. Erstere hegen den Anspruch, möglichst objektiv und seriös zu berichten und zu schreiben. Das ihnen das immer öfter nicht gelingt, braucht nicht erwähnt zu werden. Ihre moralische Fallhöhe ist natürlich höher als bei den Boulevardmedien.
In welche Kategorie sich wohl die Dülmener Zeitung einordnet? Subjektiv würde ich meinen, wohl eher Richtung seriöser Berichterstattung.
Objektiv wird über die Stadtentwicklung, den Umbau des Marktplatzes oder die politischen Maßnahmen, welche die Fraktionen planen, um Dülmen zukunftssicher zu machen, berichtet. Das ist richtig und die Leser*innen erwarten das, schließlich wollen sie über lokale Entwicklungen informiert werden, warum sollten sie sonst eine Zeitung kaufen.
Neben dem Bericht gibt es im Journalismus den Kommentar, die Satire und die Glosse… Alle drei Formen fordern besonders heraus, weil es hier nicht um Objektivität geht, sondern die eigene persönliche Meinung einfließt. So gibt es in jeder Zeitung den Kommentar, der bei besonders wichtigen Themen meistens auf der ersten Seite steht.
Ein solcher Kommentar findet sich am 26. Januar 2020 in der Dülmener Zeitung unter dem Titel „Katastrophe mit Ansage“. Es geht darin über Schwierigkeiten bei der Vergabe der Impftermine. Der Kommentator schreibt, dass sich über 80-Jährige „stundenlang vergeblich bemühten“, einen Impftermin zu bekommen. In der Sache hat der Kommentator nicht ganz unrecht. Aber ist das eine „Katastrophe mit Ansage“, wie im Titel angekündigt?
Ja, die Leitungen waren überlastet. Ja, ältere Menschen waren überfordert und verärgert. Aber eine Katastrophe?
Eine Katastrophe meint ein schweres Unglück, ein Naturereignis mit verheerenden Folgen. Ein Unfall auf der Autobahn mit Toten wäre demnach eine Katastrophe, ein Erdbeben oder ein Tsunami.
In einem Kommentar darf polarisiert und zugespitzt werden. Der Sinn und Zweck liegt aber immer in der Einordung des Sachverhaltes, es sei denn es geht nur ums „draufhauen“, doch das bekommen die Leser*innen bei der Bildzeitung. Daher Vorsicht bei der Wortwahl!
Vielleicht passt die Überschrift des Kommentars ja doch: Dieser Kommentar ist eine „Katastrophe mit Ansage“.