Hagen Rether – Populist und Demagoge oder doch rhetorisches Talent?

Hagen Rether – Populist und Demagoge oder doch rhetorisches Talent?

Wer ist Hagen Rether? Ein Kabarettist, der zurzeit hoch gehandelt wird und durch Funk und Fernsehen bekannt ist. Seine Art von Humor oder besser Kabarett ist nicht jedermanns Sache.

Manche behaupten, das politische Kabarett sei mausetot, Hagen Rether beweist das Gegenteil. Seine Sprache ist wortgewaltig, pointiert, treffsicher und eloquent. Der Mix aus Pausen und Selbstgesprächen („Was reg ich mich auf“.) scheint den Zuhörer einzulullen und dann kommt wie aus dem Nichts ein Stakkato von Worten, in denen er nicht nur die politische Elite aufs Korn nimmt. Sprachlich brillant und doch gemein und manchmal auch niederträchtig. Religion ist bei ihm eher Opium fürs Volk, den Dalai Lama watscht er ebenso ab wie der Papst. Kirche, Gott bewahre, Religion, nein Danke. Bei Rether ist das nicht eine Aussage, nein, er macht Ernst, da fällt das religiöse Gebäude in sich zusammen.

Sein Gang durch die Parteien gleicht der Rasenmähermethode, da wird alles kurz und klein gemäht, mit einer Ausnahme, den Grünen und Oskar Lafontaine, die kommen vergleichsweise gut weg. Münterfering, nein Danke, Helmut Schmitt, bloß nicht, Westerwelle und Brüderle („gehen die gar nicht Fallschirmspringen“?) und nicht zu vergessen die Kanzlerin selbst. Die steht sinngemäß am Ufer und schaut den politischen Leichen zu, die da vorbeischwimmen. Gemeint ist Friederich Merz, den sie einen Kopf kürzer gemacht hat oder Roland Koch.

Zwischendurch führt er Selbstgespräche putzt den Flügel, der es nebenbei gesagt auch dringend nötig hatte. Mit Sprühflasche (Frosch) und einem Tuch ging es dem Dreck an den Kragen.

Fast drei Stunden Programm, ein Leckerbissen für viele Zuschauer, einige konnten seinen beißenden Spott und die bitterböse Ironie allerdings nicht aushalten, verließen das CBG zur Pause. Es waren aber sehr wenige. Die anderen ca. 400 Personen lauschten seinen gezielt gesetzten Nadelstichen. Ein Wortspiel zog sich durch den ganzen Abend, „hat die CIA herausgefunden“ oder „wussten Sie schon…“Als er vor der Pause die politische Situation in Deutschland beschrieb und das politische Spitzenpersonal unter die Lupe nahm, beschrieb er sie entweder als Populist oder Demagogen. Von Liebe war da wenig zu spüren. Nur Oskar, der allseits angefeindete ehemalige „Sonnenkönig aus dem Saarland“, wie die Boulevardpresse vor Jahren titelte, war weitsichtig, weil er schon früh vor der Finanzblase warnte. Nun ja, ihn deshalb hochzuloben scheint mir doch ein wenig überzogen.

Sein Programm hat den Titel „LIEBE“. Zutreffend ist diese Bezeichnung für den Abend sicher nicht. Ein Kabarettist darf und soll den Finger in die Wunde legen und es gibt die künstlerische Freiheit, dies mit deutlichen Worten zu tun und das kann Hagen Rether wie wenige. Spontan fällt mir Volker Pispers ein.

Wäre zu fragen, was sollen wir tun angesichts Wirtschaftskrise und politischen Versagern? Wie wäre es damit, Nächstenliebe praktizieren. Hat er sinngemäß gesagt. Mehr ist eigentlich nicht zu sagen. Nur eines sollte gesagt werden: Hagen Rether ist ein begnadeter Pianist, ein virtuoser Künstler, auch wenn er meinen Geschmack beim politischen Kabarett nicht trifft. Das tut der Sache an sich ja keinen Abbruch.

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