Merkel, Westerwelle und Co. parodiert von Florian Schröder

Merkel, Westerwelle und Co. parodiert von Florian Schröder

Florian Schroder in Dülmen
Florian Schröder in Dülmen

Florian Schröder passte so gar nicht in das Ambiente der CBG-Aula. Jung, dynamisch und im modischen Sakko stand er vor seinem Publikum und führte durch ein unterhaltsames Programm. So mancher Gast hätte sich zwischenzeitlich vielleicht bequemere Stühle gewünscht oder gleich eine andere Lokation, vielleicht das Dülmener Cinema.

Trotz seiner jungen Jahre, kann Florian Schröder als Stimmenimitator viele Erfolge aufweisen. Seine Kostproben waren zwar teils deftig, manchmal oberflächlich, dabei immer unterhaltend. Der „Dienstleister in Sachen Kabarett“ schonte weder sich noch das Publikum, dem zeitweise das Lachen im Mund steckenblieb. Kaum ein prominentes Gesicht verschonte er in seiner parodistischen Art, auch nicht Lena, die gleich 12 mal gegen sich antrat, oder als er darüber philosophierte, wie es nun mit Hosni Mubarak weitergehen würde. „Mubarak könnte ja neuer Chef der Bundesbank werden oder Kapitän der Gorch Fock – Krisen“. Schwarzen Humor hat er ja, der junger Mann.

Fast schon als roter Leitfaden dürfte sich Guido Westerwelle empfinden, sollte er sich je das Programm ansehen: Wenn Thomas Gottschalk das Dschungelcamp moderiere, könnte der Titel ja so lauten: Hilfe, ich bin ein Liberaler, holt mich hier raus“.  Die Verbraucherministerin Ise Aichingen – nur wenigen bekannt – ist wohl nur deshalb Verbraucherministerin geworden, um die Verbraucher zu schützen.

Natürlich durfte Karl Theodor zu Guttenberg nicht fehlen. „Wenn der so leuchten kann, wie dunkel muss es dann um die anderen stehen“. Um dann zur wirklich wichtigen Frage zu kommen, ob Adelige nicht die besseren Politiker seien. Der geneigte Leser ahnt es schon! „Adelige können sich richtig gut benehmen… – wie Ernst August von Hannover. 1:0 für Schröder, die Aula brüllte vor Lachen.

Für Heiner Geissler hat er einen neuen Job parat, er solle doch zwischen den USA und Wikileaks schlichten, um dann gleich zur Bundesregierung rüberzuzappen. „Nur schwarz gelb kann Entscheidungen treffen, um die Menschen auf die Straße zu bringen“. Stuttgart 21 lässt grüßen.

Die anstehenden Wahlen im Superwahljahr waren ein gefundenes Fressen, um der Politik einige Nadelstiche zu verpassen. In Hamburg heißt es ja: Ich bin sehr für Multikulti, aber bitte nur auf dem Gemüsemarkt. Und mit Blick auf die profunden Englischkenntnisse von Herrn Oettinger: „Ich fasse es nicht wie man so in die Scheiße greifen kann und dann auch noch darin badet“.

Wohl fast jedem Kabarettabend würde ohne Edmund Stoiber etwas Entscheidendes fehlen, das gilt natürlich auch für Roland Koch, dem „Berlusconi vom Main“.

Ein Jahresrückblick kommt nicht an den Thesen von Thilo Sarrazin (Deutschland schafft sich ab) vorbei. Er wäre geeignet, rechts der CDU eine neue Partei aufzubauen, Pressesprecherin könnte Eva Herrmann werden. Und so zeigt sich doch, dass auch das christliche Abendland einige Hassprediger hervorgebracht hat.

Zweifellos verfügt der Kabarettist über geniale sprachliche Qualitäten, kann wunderbar Mimik, Gestik und Sprache verschiedenster Politiker und Entertainer nachahmen. Ganz besondern viel Beifall erhielt er für seine Rolle als Angela Merkel. 

Schröder, bekennendes Mitglied der Generation „Irgendwas mit Medien“, konnte gar nicht anders, als der schönen Welt der Apps, Iphones und Powerpointfolien einige garstige Kommentar anzugedeihen. Mancher Gast fragte sich vielleicht, ob es nicht besser sei, künftig das Iphone zu Hause zu lassen. Natürlich gibt es im Medienkrieg zwischen Apple und Windows nur einen Sieger. Bei Windows sind wir doch alle nur Benutzer, bei Apple dagegen USER. Schröder wäre nicht Schröder, würde er nicht ordentlich auf den Facebook-Hype dreinschlagen. „Wir haben uns seit 15 Jahren nicht gesehen und das hat doch seine Gründe, warum sollen wir jetzt auf facebook befreundet sein? So echauffierte er sich langsam zum Höhepunkt, dem Satz aller Sätze: „Ein gewisses Maß an Unverständnis ist notwendig, damit Bewunderung möglich wird“.

Um dann zu einem letzten sprachlichen Klimmzug zu greifen, der „Perle der Uckermarck“ seine Stimme zu leihen und Ottis Schlachthof zu imitieren. Dieses Feuerwerk mit den Protagonisten Mathias  Richling, Jürgen Busse, Wolfgang Schmickler und dem Gastgeber Ottfried Fischer war ein besonderer kabarettistischer Leckerbissen, eines amüsanten Abend. Liebe Kulturschaffende in Dülmen. Mehr davon.

Florian Schröder in Dülmen
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