Wie sieht die Zukunft der Gemeinden in Dülmen aus?

Wie sieht die Zukunft der Gemeinden in Dülmen aus?

Gehen die Lichter bald aus?
Gehen die Lichter bald aus?

Hoch geht es derzeit in den Dülmener Pfarrgemeinden her. Auslöser sind die Pläne des Bistums Münster eine Großstadtpfarrei zu installieren. War schon die Fusion von Heilig Kreuz und Maria Königin besonders für letztere ein äußerst schmerzhafter Prozess, kann man jetzt getrost sagen: Es geht ans Eingemachte. Kirchlich distanzierte Menschen – von denen es in Dülmen jede Menge gibt – mögen darüber den Kopf schütteln, wie man sich über solche Lappalien streiten kann, für die Gemeindemitglieder geht es ums Ganze.
Warum eigentlich geht es ums Ganze? Was treibt die Mitglieder einer Gemeinde an, sich gegen Fusionen zu wehren?

Sicherlich spielen Rivalitäten eine große Rolle, hier die kleine vor einigen Jahrzehnten selbständig gewordene Pfarrgemeinde und dort die altehrwürdige Stadtkirche, die seit Jahrhunderten das Stadtbild geprägt haben mag. Das allein birgt schon ordentlich Sprengkraft, weil damit gleich die Tradition als Argument ins Feld geführt werden kann. Was so lange Bestand hat, muss doch bewahrt werden. Dass der Wandel stetig ist und selbst das römische Reich innerhalb von wenigen Jahren zerbrach, wird gerne übersehen. Tradition ist ein mächtiges Wort und viele Menschen streben Beständigkeit im eigenen Leben an, es ist zutiefst menschlich.

Zurück ins Hier und Heute: Die Menschen in den Gemeinden dürfen nicht außer Acht gelassen werden, hier die hippen, jene mit dem gewissen Esprit, in der die Kreativität überschäumt. Es sind wohl jene, die sozial etabliert sind, die sich tiefe Gedanken um Gott und die Welt machen, die sich wohlfühlen und intellektuell tiefgründig denken. Es gibt natürlich auch jene, die nicht so eloquent diskutieren und trotzdem ihre Heimat in der Gemeinde gefunden haben. Gelingt es dem hauptamtlichen Personal diese verschiedenen Teile der Gemeinde zu vereinen, wäre viel gelungen.

Und damit wären wir bei den Priestern: Es gibt solche, die weltoffen sind, die wissen, was des Volkes Wille ist, die sich nicht verbiegen aber auch erkennen, wo Kirche Fehler macht und das auch offen zugeben. Sie stehen zur Kirche, sie ist ihnen heilig und doch sehen sie, dass Reformen notwendig sind. Es gibt natürlich noch andere Priester, auf die sie zu liberal, zu angepasst an die Zeit, eben zu modern wirken. Diese Priester sind häufig ängstlich, sie brauchen anscheinend starre Normen und dicke Mauern. Auf Diskussionen mit Laien (nicht geweihten Menschen) lassen sie sich nur ungern ein. Gerade, wenn es um Fragen zur Sexualmoral geht, haben sie recht enge Vorstellungen, die Lehre der Kirche steht über allem. In gewisser Weise stehen sich hier liberale gegen vormoderne Priestertypen entgegen. Dazwischen gibt es natürlich jede Mengen Varianten, ganz so einfach ist das also nicht.

Vergessen wir auch nicht die harten Fakten: Weniger Gläubige, nur wenige Männer lassen sich jährlich zum Priester weihen und die Orden schwächeln ebenso. So wird die pastorale Situation immer prekärer, es fehlt das Personal. Damit stellt sich zwangsläufig die Frage, wie die Gemeinde der Zukunft aussehen soll? Sind es XXL-Gemeinden mit 20.000 und mehr Menschen? Welche pastorale Zukunft hat da noch die kleine Peergroup? Die Bischöfe in Deutschland sind sicht auch nicht einig, eine einheitliche Strategie gibt es nicht. So stehen die Gemeinden sprichwörtlich gleich doppelt im Regen: Es fehlt nicht nur das Personal, sondern auch ein Konzept, wie es weitergehen soll.

Wie kommt man aus dieser ziemlich miserablen Lage heraus?

Will die Amtskirche nicht noch mehr engagierte Christen und Christinnen vergraulen, bleibt nichts anders übrig, als den Dialog zu wagen. Das setzt voraus, dass die verschiedenen Interessen in einem ergebnisoffenen Prozess ausgelotet werden. In der Vergangenheit war dies nicht immer die Stärke der katholischen Kirche.

In der Mediengesellschaft rächen sich jedoch immer Verschleierungen und Vertuschungen, wie der Fall Mixa oder die Debatte um den sexuellen Missbrauch zeigten. In eine ähnliche Richtung denken mehr als 200 Theologieprofessoren, die ein Memorandum – Kirche 2011 – veröffentlicht haben.

Keine einfache Situation für die katholische Kirche. Wie beim sexuellen Missbrauch von Priestern, hilft hier nur die Flucht nach vorne: Offen, ehrlich und transparent auf die Mesnchen zugehen. Immer dann war die Kirche stark, wenn sie genau hinhörte, was die Menschen denken und ihre Sorgen und Nöte hörte. Das ist nicht einfach. Jesus ist auch nicht den einfachen Weg gegangen. Eines konnte er: Er hörte den Menschen zu.

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